Strukturwandel-Studie empfiehlt Jokerflächen für Ansiedlungen und „grüne“ Gewerbestandorte

19. Mai 2021
Die Metropolregion Mitteldeutschland und ihre Partner haben eine Potenzialstudie zu Industrie- und Gewerbeflächen im Mitteldeutschen Revier veröffentlicht. Die Untersuchung analysiert zukünftige Flächenbedarfe und gibt Handlungsempfehlungen für die abgestimmte Entwicklung von Gewerbestandorten in der Region.

„Die Bereitstellung eines bedarfsgerechten Portfolios an Industrie- und Gewerbeflächen ist ein wichtiger Impulsgeber des Strukturwandels. Nur so können ansässige Unternehmen expandieren und Neuansiedlungen von außerhalb erfolgen“, erklärt Henning Mertens, Leiter der Projektgruppe „Industrie- und Gewerbeflächen“ bei der Metropolregion Mitteldeutschland. „Die vorliegende Potenzialstudie zeigt detailliert auf, dass die vorhandenen Flächen gezielt weiterentwickelt werden müssen. So sollten bereits heute sogenannte Jokerflächen von 200 Hektar planungsrechtlich vorgehalten werden, um der sich abzeichnenden Angebotsverknappung in besonders nachgefragten Teilregionen entgegenzuwirken und auch in Zukunft größere Ansiedlungen zu ermöglichen “, so Henning Mertens weiter.

Die im Rahmen des Strukturwandelsprojektes „Innovationsregion Mitteldeutschland“ erarbeitete Studie analysierte die Flächenangebote und zukünftigen Bedarfe an Industrie- und Gewerbeflächen in den Landkreisen Altenburger Land, Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Leipzig, Mansfeld-Südharz, Nordsachsen und Saalekreis sowie den Städten Halle (Saale) und Leipzig. Danach stehen für Ansiedlungs- und Erweiterungsvorhaben insgesamt 146 bestehende und geplante Standorte (ab 5 Hektar Fläche) mit einer Gesamtfläche von 3.870 Hektar für Gewerbeansiedlungen zur Verfügung. Davon kommt 35 Standorten mit insgesamt rund 2.400 Hektar Fläche aufgrund ihrer Größe, der überregionalen Verkehrsanbindung und ihrer Lage an einer der Entwicklungsachsen der Region eine besondere Bedeutung für den Strukturwandel zu. Demgegenüber prognostiziert die Studie bis zum Jahr 2038 einen Bedarf an Industrie- und Gewerbeflächen zwischen 2.545 und 2.840 Hektar. Dabei fällt die zukünftige Flächennachfrage in den einzelnen Teilregionen unterschiedlich hoch aus und konzentriert sich vor allem auf den Ballungsraum Leipzig – Halle (Saale) – Bitterfeld-Wolfen. Im Ergebnis der Analyse gibt die Studie eine Reihe an Handlungsempfehlungen für die Industrie- und Gewerbeflächenpolitik bis 2038:

  • Etablierung eines einheitlichen Gewerbeflächenmonitorings für die gesamte IRMD
  • Umsetzung einer bedarfsgerechten Flächenentwicklung
  • Vertiefende Untersuchung und Beseitigung von Verwertungsbeschränkungen
  • Erarbeitung von Standortprofilen als Steuerungsinstrument der Ansiedlungspolitik
  • Interkommunale Zusammenarbeit – Koordinierte Flächenpolitik und -entwicklung
  • Strategischer Flächenerwerb
  • Umsetzung einer nachhaltigen und flächenschonenden Standortentwicklung


Für infolge des Kohleausstiegs freiwerdende Gewerbeflächen wie bisherige Kraftwerks-Standorte und Tagebaue sehen die Autoren ein großes Potenzial als Standorte von Forschungsprojekten bzw. Experimentierflächen für die Energiegewinnung aus alternativen Ressourcen und andere Sondernutzungen. So könnten mit der Entwicklung „grüner“ Gewerbestandorte gezielt potenzielle Investoren in den Zukunftsfeldern Bioökonomie und Wasserstoff angesiedelt werden und die Region zum Vorreiter für den klimafreundlichen Umbau ganzer Wirtschaftszweige werden. Darüber hinaus verweist die Studie auf die veränderten Anforderungen an moderne Industrie- und Gewerbeflächen. Dazu gehören unter anderem ein attraktives Erscheinungsbild, innovative Logistik- und Mobilitätskonzepte, Betreuungsangebote für Kinder sowie Freizeit- und Sportangebote und Nahversorgungsmöglichkeiten.

Über das Strukturwandel-Projekt „Innovationsregion Mitteldeutschland“

Im Projekt „Innovationsregion Mitteldeutschland“ entwickelt die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland mit den Landkreisen Altenburger Land, Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Leipzig, Mansfeld-Südharz, Nordsachsen und Saalekreis sowie den Städten Halle (Saale) und Leipzig neue Strategien und Projekte für den Strukturwandel in der Region. Das Vorhaben wird im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) durch den Bund, den Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt und den Freistaat Thüringen gefördert.

Über die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland

In der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland (EMMD) engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Projektgruppe Industrie- und Gewerbeflächen der EMMD entstand aus der seit 2009 als freiwilliger Zusammenschluss arbeitenden Steuerungsgruppe „Interkommunale Gewerbeflächenentwicklung in der Region Halle/Leipzig“. Im März 2019 wurde die Kooperation in die Organisationsstrukturen der EMMD überführt. In der erweiterten Projektgruppe arbeiten die Städte Leipzig und Halle (Saale) sowie die Landkreise Leipzig, Nordsachsen, Saalekreis, Anhalt-Bitterfeld, Mansfeld-Südharz, Burgenlandkreis und Altenburger Land zusammen mit den Regionalen Planungsverbänden sowie mit Vertretern der Länder.

Pressekontakt:
Kai Bieler
Pressesprecher Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH
Tel.: 0341 / 6 00 16- 19
E-Mail: bieler@mitteldeutschland.com
Web: www.mitteldeutschland.com 

Weitere Informationen:

Potenzialanalyse Industrie- und Gewerbeflächen (Kurzfassung)