
„Die vom Bund bis spätestens 2028 vorgeschriebene kommunale Wärmeplanung beschränkt sich weitestgehend auf lokale Konzepte zum Umbau der Wärmeversorgung innerhalb der jeweiligen kommunalen Bilanzkreise. Mit unserer Studie wollen wir diese administrativen Grenzen überwinden und untersuchen, inwieweit die regionale Verschränkung bedeutender Wärmequellen und Wärmesenken durch ein interkommunales Wärmeverbundsystem einen Beitrag zur erneuerbaren und somit CO2-neutraleren Wärmeversorgung im Mitteldeutschen Revier leisten kann”, erklärt Johannes Gansler, Projektleiter STARK der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.
Foto: Johannes Gansler | © Tom Schulze

„Die Wärmetransformation stellt Kommunen unabhängig von ihrer Größe vor planerische und finanzielle Herausforderungen, besonders in den Braunkohleregionen. Im Zuge dessen liefert die vorliegende Studie für das Mitteldeutsche Revier wertvolle Erkenntnisse zur effizienten Vernetzung von Wärmequellen und -senken. Somit bieten die Ergebnisse eine belastbare Grundlage für strategische Entscheidungen der künftigen kommunalen Wärmeplanung“, so Jörg Mühlberg, Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung GmbH (SAS).
Foto: Jörg Mühlberg | © Sächsische Agentur für Strukturentwicklung GmbH (SAS)
Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass Wärmeverbundsysteme im Mitteldeutschen Revier ein hohes technisches Potenzial bieten und in einzelnen Clustern auch ökonomisch tragfähig sind. Gleichzeitig zeigt sich, dass sich überregionale Lösungen nicht pauschal wirtschaftlich darstellen lassen und dies stark von den spezifischen Clusterbedingungen abhängt. Die Gründe dafür liegen vor allem in der räumlichen Nähe zwischen Wärmeerzeugung und -bedarf, dem Maß der neu zu errichtenden Netzinfrastruktur und der Existenz zentraler Großabwärmequellen. Diese können maßgeblich zur Defossilisierung der regionalen Wärmeversorgung beitragen, bergen jedoch langfristig Lieferunsicherheiten. Damit folgt die Wärmeversorgung einem ähnlichen Trend wie die Stromversorgung: Der Weg führt perspektivisch stärker zu dezentraler Erzeugung und kleinteiligen Netzen, die resilienter und flexibler sind als großskalige Verbundlösungen.
Die Gemeinschaftsstudie „Wärmeverbund im Mitteldeutschen Revier“ wurde im Auftrag von zehn regionalen Partnern aus Wirtschaft und öffentlicher Hand in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt: Envia Mitteldeutsche Energie AG, Lausitz Energie Kraftwerke AG, Stadtwerke Leipzig GmbH, Stadtentwicklungsgesellschaft Bitterfeld-Wolfen mbH, IHK zu Leipzig, KommStEG mbH, Landkreis Altenburger Land, Stadt Leipzig, , VNG-Stiftung sowie WFG-Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH des Landkreises Nordsachsen. Der Untersuchungsraum umfasst die Stadt Leipzig sowie die Landkreise Leipzig, Nordsachsen, Anhalt-Bitterfeld und Altenburger Land. Die Studie war im Sommer 2024 gestartet.
In der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland.
Die Sächsische Agentur für Strukturentwicklung GmbH (SAS) ist eine hundertprozentige Tochter des Freistaates Sachsen und der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – SAB. Der SAS wurde die Aufgabe übertragen, die jährlichen Verfahren zur Vorhabensauswahl zur Umsetzung des Investitionsgesetzes Kohleregionen durchzuführen und Initiatoren von Strukturentwicklungsprojekten in den sächsischen Braunkohlerevieren als Berater und Förderlotse, Ideensammler und Impulsgeber zu unterstützen. Sie begleitet dabei die regionalen Akteure bei Fragen von der Idee über die Planung bis hin zur Umsetzung.
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Kurzfassung der Studie „Wärmeverbund im Mitteldeutschen Revier“ (PDF)