„Zahlreiche Unternehmen und einige Branchen sind direkt und indirekt mit der Braunkohlewirtschaft verbunden, sodass sich der Ausstieg aus der energetischen Nutzung der Braunkohle in Mitteldeutschland auch auf sie auswirken wird“, erklärt Henning Mertens, Handlungsfeldmanager „Wertschöpfung und Innovation“ der Metropolregion Mitteldeutschland. „Die Unternehmen der Region sind daher herzlich eingeladen, sich in Form von Umfragen, Interviews oder Workshops aktiv an dem Prozess zu beteiligen, damit ihre Wünsche und Herausforderungen in die Analysen und Gestaltungsansätze einfließen können“, so Henning Mertens weiter.
Die vom Berliner Institut für Innovation und Technik durchgeführte, sechsmonatige Studie „Pfadabhängigkeiten Braunkohlewirtschaft“ untersucht die unternehmerischen und sektoralen Verflechtungen innerhalb des Mitteldeutschen Reviers. Diese ergeben sich z. B. aus der Nutzung von Koppelprodukten wie Dampf oder Prozesswärme sowie REA-Gips aus den Braunkohlekraftwerken, für die zukünftig ein Ersatz gefunden werden muss. Darüber hinaus sind verschiedene Dienstleister und Zulieferer, etwa aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Steuerungstechnik oder der Industriewartung eng mit der Braunkohlewirtschaft verbunden. Mit einer umfassenden Unternehmensbefragung und tiefergehenden Experten-Interviews wird ermittelt, welche Firmen in welchem Maße vom Wegfall der Braunkohlewirtschaft betroffen sein werden.
Darüber hinaus analysiert die Studie das Potenzial dieser Unternehmen zur Entwicklung ergänzender oder neuer Geschäftsmodelle und zur Erschließung neuer Märkte auch im Hinblick auf die bereits in einer vorausgegangenen Technologiefeldanalyse identifizierten Zukunftsfelder der Region. Im Rahmen dieser Potenzialanalyse werden Faktoren wie technische Fähigkeiten und Ausstattungen sowie deren Flexibilität, die Kompetenzen und Fertigkeiten der Beschäftigten oder die bestehende gegenseitige Vernetzung und Kooperation der Unternehmen betrachtet. Da es für einzelne Akteure oftmals schwer ist, einen so umfassenden Wandlungsprozess aus eigener Kraft zu bewältigen, kommt auch regionalen Unterstützungs- und Austauschstrukturen eine hohe Bedeutung zu.
In Ergänzung zu diesen Schwerpunkten erfolgt eine Analyse der besonderen Situation energieintensiver Unternehmen. Auf Basis der Erkenntnisse werden Handlungsempfehlungen für eine aktive und chancenorientierte Gestaltung des Strukturwandels abgeleitet. Die Studie wird von einem Lenkungskreis begleitet, der u. a. aus Experten aus den Kernunternehmen sowie aus Kammer- und Verbandsvertretern besteht und sich Ende April zum ersten Mal trifft.
Insgesamt 25 Studien für Strukturwandel-Strategie im Mitteldeutschen Revier
Neben den jetzt gestarteten Untersuchungen laufen aktuell 12 weitere Bedarfsuntersuchungen, Machbarkeitsanalysen und regionalwirtschaftliche Studien in den Handlungsfeldern Wertschöpfung und Innovation, Ressourcen, Energie, Mobilität und Logistik sowie Tourismus und Kultur. Darüber hinaus werden in den kommenden Wochen die Ergebnisse der Studien „Industrie- und Gewerbeflächen“ und „Sozioökonomische Perspektiven 2040“ veröffentlicht. Die insgesamt 25 Studien bilden die empirische und konzeptionelle Basis für die geplante Strategie zur Gestaltung des Strukturwandels im Mitteldeutschen Revier.
Über das Strukturwandel-Projekt „Innovationsregion Mitteldeutschland“
Im Rahmen des Projektes „Innovationsregion Mitteldeutschland“ entwickelt die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland (EMMD) gemeinsam mit den Landkreisen Altenburger Land, Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Leipzig, Mansfeld-Südharz, Nordsachsen und Saalekreis sowie den Städten Halle (Saale) und Leipzig neue Strategien und Projekte für Innovation und Wertschöpfung, um den Strukturwandel in der Region aktiv zu gestalten. Das Vorhaben wird im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) durch den Bund, den Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt und den Freistaat Thüringen gefördert.