Mitteldeutschland als Modellregion der Bioökonomie

07. August 2020
Im Zuge der Umsetzung der kürzlich beschlossenen Gesetze zum Kohleausstieg und zur Strukturstärkung ist in Sachsen-Anhalt u.a. der Aufbau eines BioEconomy Hubs als Zentrum für eine nachhaltige Chemie in Mitteldeutschland vorgesehen. Ein von der Innovationsregion Mitteldeutschland und dem BioEconomy Cluster in enger Abstimmung mit der Landesregierung Sachsen-Anhalt entwickeltes Strategiepapier war dafür impulsgebend.

„Die Innovationsregion Mitteldeutschland ist als strategischer Partner im Strukturwandel für die neun Gebietskörperschaften immer auf der Suche nach neuen Wertschöpfungs- und Innovationspotenzialen. Das weltweit frühe Stadium der biobasierten Wirtschaft bietet erhebliche Potenziale für einen neuen industriellen Wachstumskern in Sachsen-Anhalt und im Mitteldeutschen Revier“ so Henning Mertens, Handlungsfeldmanager der Innovationsregion Mitteldeutschland und maßgeblich beteiligt an der Ausarbeitung des Strategiepapiers. „Wir haben bereits bestehende Ideen, Konzepte und Kompetenzen der Partner aufgegriffen und strategisch zusammengeführt. Die Voraussetzungen in Sachsen-Anhalt sind durch gewachsene Strukturen, wissenschaftliche Kompetenz und die regionalen Ausprägungen relevanter Branchen optimal.“

Foto: Henning Mertens, Handlungsfeldmanager Wertschöpfung und Innovation ​der Innovationsregion Mitteldeutschland 

Unter der Bioökonomie werden gemeinhin Wirtschaftsbereiche zusammengefasst, in denen biologische Ressourcen eingesetzt sowie deren Nutzungsmöglichkeiten wissensbasiert weiterentwickelt werden. Klassische Segmente sind z. B. Land- und Forstwirtschaft, Ernährungswirtschaft, chemische Industrie (z. B. Bioethanol) und auch die Bereiche der Pharmaindustrie, in denen biotechnologische Prozesse verwendet werden. Neue Potenziale liegen z. B. im innovativen Holzbau, in weiteren biobasierten Grundchemikalien sowie in Biopolymeren und biobasierten Materialien – kurz: in der erweiterten Nutzung nachwachsender Ressourcen.

Die Bioökonomie gilt als ein zentraler Ansatz für eine CO2-neutrale und kreislauforientierte Wirtschaft. Auch die Bundesregierung setzt mit ihrer im Jahr 2020 neu aufgelegten Bioökonomiestrategie sowie dem Wissenschaftsjahr ‚Bioökonomie‘ weitere Impulse für die Entwicklung. Im Rahmen des Sofortprogramms zum Strukturwandel bearbeitet zudem derzeit das Deutsche Biomasseforschungszentrum DBFZ im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Projekt MoReBio, in dem bis Ende 2021 eine detaillierte Potenzialanalyse der beiden ostdeutschen Braunkohlereviere als Modellregionen der Bioökonomie erfolgt.

„Die Bioökonomie ist für Sachsen-Anhalt und den mitteldeutschen Raum eine hochpriorisierte Zukunftsbranche. Unser Ziel ist es, wirtschaftliche Wachstumskerne zu etablieren und neue biobasierte Wertschöpfungsketten – auf dem regional Vorhandenen aufsetzend – weiter auf- und auszubauen. Das finnische Unternehmen UPM siedelt sich in Leuna an und wird die weltweit erste großindustrielle Bioraffinerie zur chemischen Verarbeitung von Buchenholz betreiben: u.a. ein Ergebnis der konsequenten Entwicklungs- und Ansiedlungsaktivitäten des Bioökonomie Clusters im Zusammenwirken auf Landesebene und kommunal zuständiger Akteure. Diese Ansiedlung am Chemiestandort Leuna unterstreicht die Richtigkeit unseres strategischen Ansatzes zur Bildung einer Modellregion der Bioökonomie und damit vor allem deren Bedeutung für Sachsen-Anhalt und den mitteldeutschen Raum“, erklärt Prof. Dr. Matthias Zscheile, Geschäftsführer von der BioEconomy Cluster Management GmbH in Halle (Saale).

Foto: Prof. Dr. Matthias Zscheile, Geschäftsführer BioEconomy Cluster Management GmbH

Foto: Universell einsetzbare Pilotanlage zur Skalierung Biotechnologischer Verfahren am Fraunhofer CBP​, Quelle:Fraunhofer CBP

Die Idee hinter dem geplanten BioEconomy Hub ist es, Demonstrations-Anlagen für verschiedene biotechnologische Verfahren an einem zentralen Industriestandort aufzubauen bzw. zu vernetzen, um StartUps und jungen Unternehmen die Möglichkeit zu verschaffen, in einer „Shared Economy“ Anwendungen und Prozesse bis zur industriellen Reife weiterzuentwickeln und gegebenenfalls auch erste marktfähige Mengen kleinteilig und kostengünstig zu produzieren. Das komplette Strategiepapier „Mitteldeutschland als Modellregion der Bioökonomie“ wird voraussichtlich im Spätsommer veröffentlicht.

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