„Wir haben uns im März 2020 und damit zu Beginn der Corona-Pandemie aus der Universität Jena ausgegründet. In diesen unsicheren Zeiten war es für uns als junges Unternehmen anfangs umso schwerer mit unserer Innovation Gehör zu finden. In dieser Situation erwies sich die Auszeichnung mit dem Clusterpreis Chemie/Kunststoffe des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland als Gamechanger. Wir haben in der Folge deutlich an Bekanntheit gewonnen und konnten unser Netzwerk erweitern. Erste regionale Anfragen erreichten uns bereits am Tag nach der Preisverleihung und sogar auf politischer Ebene konnten wir Interesse wecken“, erinnert sich Viktoria Rothleitner, Mit-Gründerin und -Geschäftsführerin der Polytives GmbH.
Foto: Viktoria Rothleitner |
Durchsetzen konnte sich das Team beim 16. IQ-Wettbewerb mit seinen neuartigen Zusatzstoffen, die dafür sorgen, dass Kunststoffe effizienter, filigraner und mit einer größeren Vielfalt von Ausgangsmaterialien hergestellt werden können – und das unter massiver Einsparung von Energie. Die sogenannten Additive sind selbst Polymere und verändern die mechanischen Eigenschaften des Kunststoffes kaum bis gar nicht, da sie sich in die Polymermatrix einfügen – das ist der entscheidende Faktor, um beispielsweise das Austreten aus dem Endprodukt zu verhindern, was derzeit häufig noch zu Problemen führt. Je nach Anwendung kann auch ein angepasstes Additiv entwickelt und optimal auf die Kundenanforderungen zugeschnitten werden, alternativ greift man auf das Standardsortiment von Polytives zurück. Im Ergebnis entstehen zum Beispiel ungiftige Zusätze, die leicht fließende Lackfarben und optimale Materialien für den 3D-Druck ermöglichen oder schlicht Verarbeitungslimits im Spritzguss überwinden – sei es bezüglich der Materialauswahl, der Füllung der Form oder die Nutzung weiterer, temperaturempfindlicher Additive.
Seit dem Erfolg beim IQ-Wettbewerb hat die Polytives GmbH einige große Meilensteine erreicht. „Vom Launch des ersten Produktes nach jahrelanger Forschung über die Produktion des ersten Materials im Tonnenmaßstab zu Bemusterungszwecken bis hin zur industriellen Skalierung und Unternehmensentwicklung haben wir in den vergangenen Jahren viel erreicht“, fasst Viktoria Rothleitner zusammen. Der nächste Schritt ist der Aufbau einer eigenen Fertigungsanlage. Dafür ist das Team jüngst vom Technologie- und Innovationspark in Jena in den Industrie- und Gewerbepark Rudolstadt-Schwarza gezogen. „Neben der langen Chemie-Tradition, die von unseren branchengleichen Nachbarn wie der BASF und dem TITK e. V. hochgehalten wird, überzeugte uns der Standort durch die vorhandene Infrastruktur mit direkt anliegenden Versorgungsmedien und lokalen Partnern wie der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen, der Stadtverwaltung Rudolstadt und der Wirtschaftsförderagentur Region Saalfeld-Rudolstadt“, so Viktoria Rothleitner. Die eigene Anlage soll voraussichtlich 2025 in Betrieb gehen, für das bestehende Sortiment gibt es einen externen Lohnhersteller, der bereits mehrere Tonnen Additive für Polytives gefertigt hat, welche über den neuen Standort vertrieben werden. Mit der räumlichen Vergrößerung will sich auch das derzeit achtköpfige Team personell verstärken.
Auch Lust auf eine Erfolgsgeschichte aus und für Mitteldeutschland?
Noch bis zum 11. März 2024 können Bewerbungen für den laufenden 20. IQ-Wettbewerb in den fünf Clustern Automotive, Life Sciences, Chemie/Kunststoffe, Energie/Umwelt/Solar und Informationstechnologie online eingereicht werden. Prämiert werden marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen. Der bundesweit ausgeschriebene Wettbewerb mit regionalem Fokus bindet als Dachmarke die Innovationspreise der Städte Halle (Saale), Leipzig und Magdeburg ein. Alle Preisträger werden im Frühjahr in einem mehrstufigen Jury-Verfahren ermittelt und am 27. Juni 2024 im Merseburger Dom im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung bekanntgegeben.