Strukturwandel trifft besonders die Randlagen im Mitteldeutschen Revier

01. Juli 2021
Die Städte Leipzig und Halle (Saale) werden in den kommenden Jahrzehnten ihre Rolle als Wachstumskerne im Mitteldeutschen Revier weiter ausbauen. Demgegenüber stehen insbesondere die peripheren Regionen in den Landkreisen vor großen demografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Zu diesem Schluss kommt jetzt die von der Metropolregion Mitteldeutschland veröffentlichte Strukturwandelstudie „Sozio-Ökonomische Perspektive 2040“.

„Während Leipzig in zwei Jahrzehnten rund 40 Prozent der Erwerbstätigen und Bruttowertschöpfung im Mitteldeutschen Revier auf sich vereinen wird, werden sich der Strukturwandel und der Bevölkerungsrückgang in den Randlagen der Region schmerzhaft bemerkbar machen. In diesen Teilregionen braucht es neue Lösungen zur zukünftigen Sicherung der öffentlichen Daseinsvorsorge und des wirtschaftlichen Wachstums“, erklärt Werner Bohnenschäfer, Leiter des Strukturwandelprojektes „Innovationsregion Mitteldeutschland“ bei der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. „Mit dem in der Studie entwickelten sozio-ökonomischen Rahmen geben wir den Akteuren in den einzelnen Gebietskörperschaften eine empirische Basis an die Hand, um mit gezielten Maßnahmen zur Regionalentwicklung diesen Herausforderungen zu begegnen“, so Werner Bohnenschäfer weiter

Die im Rahmen des Strukturwandelsprojektes „Innovationsregion Mitteldeutschland“ durch die Prognos AG erarbeitetet Studie untersuchte die Entwicklung verschiedener demografischer und wirtschaftlicher Faktoren bis zum Jahr 2040 im Mitteldeutschen Revier, u.a. die Zahl der Einwohner und Haushalte und den sich daraus ergebenden Bedarf an Wohnflächen, Kinderbetreuung, Ausbildung und Pflegeplätzen sowie die Entwicklung der Bruttowertschöpfung, Erwerbstätigen und Einkommen in der Region.

Bevölkerung im Mitteldeutschen Revier wird weniger, älter und pflegebedürftiger

So prognostiziert die Studie bis zum Jahr 2040 einen Rückgang der Gesamtbevölkerung im Mitteldeutschen Revier von rund 3,6 Prozent bzw. 73.000 Personen. Während die Stadt Leipzig ihre Einwohnerzahl weiter deutlich steigern wird (+16,6 Prozent), verlieren die Landkreise Mansfeld-Südharz (-25,7 Prozent), das Altenburger Land (-21,4 Prozent) und der Burgendlandkreis (-20,3 Prozent) im gleichen Zeitraum weiter massiv Einwohner.

Zugleich steigt der Anteil der Personen im rentenfähigen Alter an der Gesamtbevölkerung von 24,9 Prozent im Jahr 2018 auf 27,7 Prozent in 2040. Weiter zunehmen wird auch die Anzahl der pflegebedürftigen Bevölkerung. Laut der Prognose steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2040 um 21.000 Personen, ein Zuwachs von 22 Prozent. Bezogen auf die Zahl der Einwohner wird sich der Anteil der Pflegebedürftigen in der Region von 4,8 Prozent im Jahr 2017 auf 6,1 Prozent im Jahr 2040 erhöhen.

Zahl der Erwerbstätigen sinkt – Fachkräftemangel verschärft sich in Teilregionen

In Folge der demografischen Entwicklung wird auch die Zahl der Erwerbstätigen in der Region um insgesamt 13,4 Prozent auf 855.000 Personen im Jahr 2040 sinken. Die Entwicklung in den Städten ist dabei mit Rückgängen zwischen 2,7 Prozent (Leipzig) und 8,5 Prozent (Halle) eher moderat. Im Vergleich dazu zeigen sich bei den Landkreisen in Thüringen und Sachsen-Anhalt signifikante Einbrüche zwischen 23,4 Prozent (Anhalt-Bitterfeld) und 29,5 Prozent (Mansfeld-Südharz).

Im Abgleich zwischen Arbeitskräftepotenzial und -bedarf wächst der Überschuss an Arbeitskräften bis zum Jahr 2040 um insgesamt rund 9,0 Prozent. Davon profitieren aber lediglich die beiden kreisfreien Städte Leipzig und Halle (Saale). Ohne sie zeigt sich ein Rückgang von rund 27,1 Prozent. Zwar übersteigt die Zahl der Erwerbsfähigen im Jahr 2040 auch in allen Landkreisen die Zahl des Arbeitskräftebedarfs. Gleichwohl sinkt der Überschuss in einigen Teilregionen teils dramatisch und verschärft damit den teilweise bereits heute vorhandenen Mangel an spezifischen Fachkräften in einigen Branchen.

Wirtschaft im Mitteldeutschen Revier wächst weiter – aber unter Bundesdurchschnitt

Die Bruttowertschöpfung im Mitteldeutschen Revier wird laut der Prognose im Zeitraum 2019 bis 2040 um rund 85 Prozent auf 106,9 Mrd. Euro (nominal) steigen. Damit liegt die Region zwar über dem Wachstum der Bundesländer Sachsen-Anhalt (+69 Prozent) und Thüringen (+77 Prozent), bleibt aber unterhalb der bundesweiten Wachstumsprognose von 91 Prozent. Wachstumsmotoren bleiben auch zukünftig die Städte Leipzig und Halle (Saale), die ihre Wirtschaftsleistung bis 2040 gegenüber dem Jahr 2019 um 107 Prozent und 93 Prozent steigern können. Allein Leipzig ist dann für rund 40 Prozent der Bruttowertschöpfung im Mitteldeutschen Revier verantwortlich. Bei den Landkreisen verzeichnet Nordsachsen mit einem Plus von etwa 87 Prozent bis zum Jahr 2040 das höchste Wachstum, gefolgt vom Landkreis Leipzig mit 77 Prozent Die geringsten Zuwächse entfallen, relativ betrachtet, auf die beiden Landkreise Mansfeld-Südharz und den Burgenlandkreis mit 51 Prozent bzw.  52 Prozent.

Schwerpunktbranchen als Wachstumstreiber – auch mit Risiken behaftet

Darüber hinaus untersucht die Studie die Chancen und Risiken Jahr bis zum Jahr 2040 für insgesamt sieben Technologiefelder, die in den kommenden Jahren für eine prosperierende und zukunftsfeste wirtschaftliche Entwicklung in der Region sorgen sollen:

  • Chemische Industrie
  • Energiewirtschaft
  • Mobilität & Logistik
  • Tourismuswirtschaft
  • Gesundheitswirtschaft
  • IT-Wirtschaft
 

Diese Branchen vereinen bereits heute 33,9 Prozent der Bruttowertschöpfung und 34,9 Prozent aller Erwerbstätigen in der Region auf sich. Diese Anteile werden bis zum Jahr 2040 auf 36,0 Prozent bzw. 35,4 Prozent steigen. Besonderes Wachstumspotenzial bescheinigt die Untersuchung vor allem der Gesundheitswirtschaft sowie der Logistik, die in den beiden Städten und allen Landkreisen des Mitteldeutschen Reviers ansässig sind. Besondere Chancen aber auch Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Region bieten dagegen die vor allem im Saalekreis ansässigen Bereiche Chemie und Energiewirtschaft. 

Weitere Informationen

Kurzfassung der Studie „Sozio-Ökonomische Perspektive 2040“ (PDF)

Langfassung der Studie „Sozio-Ökonomische Perspektive 2040“ (PDF)

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