Die Revolution der Landwirtschaft geht von Dresden aus

03. September 2020
Umweltfreundliche Landwirtschaft bedeutet nicht gleich höhere Preise für die Verbraucher und Erzeuger. Zumindest nicht bei Kronos. Das Team des Dresdner StartUps hat die Elektrifizierung und Automatisierung von Landmaschinen erstmals ganzheitlich gedacht und trägt damit zu einer umweltfreundlicheren und effizienteren Landwirtschaft bei. In diesem Jahr erhielten sie dafür den Clusterpreis Energie/Umwelt/Solarwirtschaft des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland.

Die konventionelle Landwirtschaft ist nicht zuletzt durch den Klimawandel immer stärker herausgefordert. Trockene Böden zerstören Ernten und Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat gefährden die Artenvielfalt und die Sicherheit der Verbraucher. Landwirte stehen aber gleichzeitig unter enormem Kostendruck und müssen effizienter arbeiten, wobei die Technologie zur Bodenbearbeitung seit 70 Jahren kaum weiterentwickelt wurde. Das Kronos-Team von der Professur für Agrarsystemtechnik der TU Dresden hat dies geändert und smarte Technologie für das Feld entwickelt.  Die Innovation besteht  aus drei Teilen: Einem Bodenbearbeitungsgerät, einem Generatormodul und einem „Ackerscanner“. Das Bodenbearbeitungsgerät am Traktor schneidet und zerkleinert den Boden, während der Sensor das Arbeitsergebnis ermittelt. Dank des aktiv angetrieben Rotors kann das Bodenbearbeitungsgerät auf Abweichungen vom gewünschten Arbeitsergebnis reagieren und somit den Vorgaben des Nutzers folgen. Das Arbeitsgerät benötigt nur 30 Prozent der Zugleistung herkömmlicher Geräte und ist dadurch auch für kleinere Traktoren nutzbar, die durch geringere Bodenbelastung zehn Prozent mehr Ertrag bringen. Durch seine patentierte Funktionsweise, welche auf der Kombination aus passiv gezogenen Zinken und aktiv rotierenden Werkzeugen beruht, ist es wesentlich energieeffizienter als bekannte Verfahren. Es bietet dem Kunden neben Funktionssicherheit und Variabilität, auch das gewünschte Arbeitsergebnis bei nur einer Überfahrt mit gleichzeitig 20 Prozent geringeren Maschineneinsatzkosten. Damit verhilft es dem Landwirt nicht nur zur Einhaltung der gesetzlichen Verordnungen, sondern auch zur Sicherung seiner Wirtschaftlichkeit.

Foto: Tim Bögel, Gründungsmitglied Kronos | Bildnachweis: Tom Schulze​ 

„Durch eine Elektrifizierung von Landmaschinen lassen sich höhere Wirkungsgrade erreichen, weil energieeffizienter gearbeitet werden kann. Allerdings hat eine reine Substitution der hydraulischen bzw. mechanischen Antriebe durch elektrische keinen Mehrwert, da ein elektrischer Antrieb zunächst erst einmal genauso klug ist wie herkömmliche Antriebe und im Zweifel nur Mehrkosten verursacht. Hinzukommt, dass sich große Landmaschinen, insbesondere Bodenbearbeitungsgeräte, bisher nur schwer bzw. gar nicht elektrifizieren lassen“, so Tim Bögel, Teil des Gründungsteams von Kronos. Er ergänzt: „Wir substituieren nicht einfach nur den Antrieb, sondern wir haben das Maschinenkonzept ganzheitlich neu gedacht und auf Automation ausgelegt. Die Elektrifizierung ist die Voraussetzung dafür, da sich elektrische Prozesse viel leichter steuern und regulieren lassen. Die Maschine kann sich selbst einstellen und an Veränderungen anpassen, sodass ein optimales Arbeitsergebnis herauskommt. Die Kombination aus Elektrifizierung und Automatisierung bringt erst die Vorteile.“

Foto: Antonia Rickert, Gründungsmitglied Kronos 

Zwar schreitet die Digitalisierung auch in der Landwirtschaft schon seit Jahren voran, doch haben sich bisher hauptsächlich Apps durchgesetzt, die z.B. das Management von Erträgen erleichtern sollen. „Tatsächliche digitale Innovationen sind schwierig umzusetzen. In den letzten fünf Jahren sind maximal drei auf den Markt gekommen“, erläutert Tim Bögel. Die Dresdner Innovation ist ein echter Meilenstein auf dem Weg zu einer ökologischeren Landwirtschaft. Antonia Rickert von Kronos ergänzt: „Landtechnik ist nicht gerade ein hippes Thema, was viel Beachtung findet. Wir freuen uns umso mehr, dass wir durch den Gewinn des IQ Innovationspreis mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die Anerkennung von außen bedeutet uns wirklich viel und hat auch dazu geführt, dass wir unseren Exotenstatus am Lehrstuhl verloren haben. Die Wertschätzung, die wir jetzt bekommen, ist enorm.“

Der Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik der TU Dresden ist einer von drei Lehrstühlen in dem Bereich in Deutschland und einer der führenden der Welt. Schwerpunkt ist hier besonders die Industrieforschung, weshalb ausgezeichnete Beziehungen und Kontakte zu den Produzenten im Gewerbe bestehen. „Die Landtechnik ist ein kleiner Bereich, der sehr überschaubar ist. Es gibt nur wenige Anbieter und Produzenten von Landmaschinen. Von den meisten liegen zum jetzigen Zeitpunkt schon Interessenbekundungen vor, weshalb es umso wichtiger ist, unserem Prototypen den letzten Schliff zu geben und diesen dann anzuwenden“, erklärt Antonia Rickert.

Das Gründerteam von Kronos besteht aus vier Mitarbeitern des Lehrstuhls für Agrarsystemtechnik der Technischen Universität Dresden, die verschiedene Kompetenzen aus dem ingenieurwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Bereich optimal vereinen. „Corona hat uns gezeigt, dass wir als Team sehr gut funktionieren und uns auf geänderte Bedingungen schnell anpassen können“, so Antonia Rickert von Kronos. „Das stimmt uns sehr positiv für unsere bevorstehende Ausgründung, die im Oktober erfolgen

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