Neuer Tuberkulose-Wirkstoff mit 15. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet

27. Juni 2019
Für die Entdeckung und Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse gegen multiresistente Formen des Tuberkulose-Erregers wurde das Jenaer Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – mit dem Gesamtpreis des 15. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet. Das Wissenschaftler-Team erhielt die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung am Donnerstagabend in Leipzig.

„Der neue Wirkstoff gegen multiresistente Formen der Tuberkulose gibt Millionen Menschen weltweit, die von der gefährlichen Infektionskrankheit bedroht sind, eine hoffnungsvolle Perspektive. Gleichzeitig ist seine Entwicklung ein deutschlandweit einzigartiges Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern und Unternehmen, das erst durch die öffentliche Finanzierung durch das Bundesforschungsministerium und den Freistaat Thüringen möglich wurde. Dieses Modell könnte zum Vorbild bei der Entwicklung neuer Medikamente besonders für ärmere Regionen der Welt werden“, begründet Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH, die Entscheidung der Jury.

Foto: Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland​​ GmbH

Der Gesamtpreis des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland wird gemeinsam von den Industrie- und Handelskammern aus Halle-Dessau, Leipzig und Ostthüringen gesponsert. Neben der Auszeichnung wurden im Rahmen der Preisverleihung im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli der Universität Leipzig fünf Clustersieger sowie die Gewinner der lokalen IQ-Wettbewerbe Halle (Saale), Leipzig und Magdeburg präsentiert. Diese sind:

•             Cluster Automotive: DENKweit GmbH, Halle (Saale)

•             Cluster Chemie/Kunststoffe: METROM Mechatronische Maschinen GmbH, Hartmannsdorf

•             Cluster Energie/Umwelt/Solarwirtschaft: EcoSyst GmbH, Chemnitz

•             Cluster Informationstechnologie: specOculus GmbH, Magdeburg

•             Cluster Life Sciences: Zellkraftwerk GmbH, Leipzig

•             IQ Innovationspreis Leipzig: Universitätsklinikum Leipzig

•             IQ Innovationspreis Halle: DENKweit GmbH

•             IQ Innovationspreis Magdeburg: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Der 15. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ist mit Preisgeldern von rund 70.000 Euro dotiert. Diese werden durch das Engagement zahlreicher Sponsoren ermöglicht: Der Clusterpreis Automotive wird vom Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD GmbH) und erstmals von der Volkswagen Sachsen GmbH gesponsert. Im Cluster Chemie/Kunststoffe wird der Clusterpreis gemeinschaftlich von der Trinseo Deutschland GmbH und dem Verband der Chemischen Industrie – Landesverband Nordost ausgelobt. Die envia Mitteldeutsche Energie AG engagiert sich zusammen mit der Siemens AG für Innovationen aus dem Bereich Energie/Umwelt/Solarwirtschaft. Die GISA GmbH vergibt gemeinsam mit der envia TEL GmbH den Clusterpreis Informationstechnologie. Den Clusterpreis Life Sciences stiften gemeinschaftlich die Serumwerk Bernburg AG sowie die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. In der Kategorie Unterstützer engagiert sich in besonderem Maße die TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH. Der Wettbewerb wird darüber hinaus unterstützt von der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, dem Cluster Informationstechnologie Mitteldeutschland, der IBG Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IBG), der SAB Sächsische Aufbaubank – Förderbank sowie der Zschimmer & Schwarz Mohsdorf GmbH & Co. KG. Die Clusterpreise sind mit je 7.500 Euro dotiert. Zusätzlich erhalten alle Clustersieger und der Gesamtsieger eine einjährige Mitgliedschaft in der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.

Mit dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland fördert die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland neuartige, marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in fünf branchenspezifischen Clustern. In der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland.

Zum Hintergrund der ausgezeichneten Innovation:

Tuberkulose ist mit ca. 1,5 Millionen Todesopfern jährlich die weltweit gefährlichste bakterielle Infektionskrankheit. Seit Jahrzehnten wird die Infektion mit einer Kombination aus vier bis sechs Breitband-Antibiotika über mehrere Monate hinweg behandelt. In der Folge sind multiresistente Tuberkulosestämme auf dem Vormarsch, gegen die heute verfügbare Therapien kaum noch wirken.

Eine völlig neue, hochwirksame Substanzklasse für die Tuberkulose-Therapie haben Forscher des Jenaer Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie entdeckt und gemeinsam mit dem Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie dem mittelständischen Pharmahersteller HAPILA GmbH aus Gera entwickelt. Der Wirkstoff BTZ 043 bindet an ein Enzym, das vom Erregerbakterium Mycobacterium tuberculosis zum Aufbau der Zellwand benötigt wird. Durch die Blockade entstehen Löcher in den Zellwänden und der Erreger stirbt ab. Dank des Mechanismus ist BTZ-043 auch gegen hochresistente Formen wirksam und hat – im Gegensatz zu Breitband-Antibiotika – keine negative Wirkung auf andere Bakterien und Keime im Körper. Der patentierte Wirkstoff ist in Tablettenform gegen Hitze und Feuchtigkeit stabil, was Einsatz, Lagerung und Transport in Entwicklungsländern ermöglicht. In wenigen Jahren könnte BTZ 043 eines der herkömmlichen, resistenzbehafteten Antibiotika einer Kombinationstherapie ersetzen und die Behandlungsdauer deutlich verkürzen. Noch 2019 startet eine erste Phase II-Studie, um die Wirksamkeit an Patienten zu belegen.

IQ Innovationspreis Mitteldeutschland 2019, Gesamtsieger: Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e. V. – Hans-Knöll-Institut (HKI) aus Jena in Kooperation mit dem Klinikum der Universität München (LMU), der HAPILA GmbH aus Gera mit den Preisstiftern IHK Halle-Dessau, IHK zu Leipzig und IHK Ostthüringen zu Gera; (v.l.) Reinhard Schröter (IHK Halle-Dessau), Kristin Kirmße (HAPILA GmbH), Dr. Florian Kloß (Leibniz HKI), Dr. Julia Dreisbach (Klinikum der Universität München (LMU), Almut Weinert (IHK Ostthüringen zu Gera), Dr. Gert Ziener (IHK zu Leipzig) (Bildnachweis: Guido Werner/GWP)

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