Damit Kunststoffe nicht zu weich, hart oder porös sind, werden ihnen aktuell noch sehr viele Zusatzstoffe beigemischt, die sowohl für Mensch als auch Umwelt bedenklich sind. Diese auch als Additive bezeichneten Zusätze bewirken, dass Plastikbausteine, Lacke oder auch Zahnersatz Form und Eigenschaften lange beibehalten. Herkömmliche Additive können allerdings mit der Zeit ihre Wirkung verlieren oder aus dem Produkt austreten, da sie in der Regel chemisch fremde Stoffe sind. Die Innovation aus Jena kann viele dieser Fremdstoffe ersetzen. Die Additive bestehen aus dem gleichen Material wie der Kunststoff selbst. Damit stellen sie eine sichere Alternative zu giftigen Zusatzstoffen dar. Für diesen neuartigen Ansatz sowie das herausragende Marktpotential erhielt das Jenaer Gründerteam um Viktoria Rothleitner und Oliver Eckardt den von Trinseo Deutschland GmbH und dem Verband der Chemischen Industrie Nordost gesponserten Clusterpreis.
Foto: Victoria Rothleitner, Geschäftsführerin Polytives GmbH | Bildnachweis: Tom Schulze
Mit den neuartigen Additiven bietet das Ausgründungsprojekt aus der Uni Jena maßgeschneiderte Lösungen für individuelle Kundenanforderungen für einen breiten Markt, wie Viktoria Rothleitner, Mitgründerin und Mitgeschäftsführerin der Polytives GmbH, unterstreicht: „In über zwei Drittel der industriellen Standardkunststoffproduktion können die Zusatzstoffe potentiell Anwendung finden, so z.B. bei der Herstellung von Lacken oder auch von Druckertinte. Diese Materialien sollen besonders gut fließen und möglichst schnell trocknen. Das Ziel besteht darin, die benötigten Zusätze exakt auf eine vorgesehene Anwendung anzupassen.“ Mit der Innovation ist das Team einer Welt ohne giftige Weichmacher ein ganzes Stück nähergekommen. „Theoretisch können wir schon sagen, dass herkömmliche Weichmacher Geschichte sind. Nur für das Polymer PVC müssen wir noch den Praxisbeweis erbringen“, so Rothleitner.
Durch den Einsatz der Additive werden Eigenschaften wie Elastizität und Viskosität verschiedener Kunststoffe gezielt verbessert oder deren Verarbeitung erleichtert. Dadurch wird Energie gespart und nicht zuletzt die Umwelt geschont. „Die Nachhaltigkeit ist für uns ein positives und nicht unerhebliches Nebenprodukt der neuen Zusatzstoffe. Je mehr unterschiedliche Additive in Kunststoffen stecken, desto schwerer gestaltet sich deren Wiederverwertbarkeit. Da unsere Additive selbst Kunststoffe sind, ist das künftig weitaus leichter.“ Darüber hinaus sind die Polytives-Additive unbedenklicher für die menschliche Gesundheit.
Der Markteintritt des StartUps hat sich durch die Coronavirus-Pandemie verschoben, soll aber noch in diesem Jahr erfolgen. Dafür kann Polytives auch auf verschiedene neu geknüpfte Kontakte zurückgreifen: „Dank des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland haben wir deutlich an Bekanntheit gewonnen und konnten unser Netzwerk erweitern. Gerade die Veröffentlichung im wichtigsten Branchen- Onlinemedium hat uns enorm weitergeholfen. Erste regionale Anfragen erreichten uns schon am Tag nach der Preisverleihung auf Presseberichte hin und selbst auf politischer Ebene haben wir Interesse geweckt“, erklärt Viktoria Rothleitner.
Foto: Das gesamte Team von Polytives (v.l.n.r.) Prof. Felix H. Schacher, Oliver Guntner, Viktoria Rothleitner, Barbara Werner, Oliver Eckardt
Seit 2014 forscht Oliver Eckhardt, Mitgründer und Mitgeschäftsführer der Polytives GmbH, im Rahmen seiner Dissertation an der Friedrich-Schiller-Universität Jena an den Stoffen. Viktoria Rothleitner stieß 2017 dazu. Mittlerweile ist das Team auf fünf Personen angewachsen und im Jahresverlauf sollen weitere Personalstellen folgen. „Der Traum unseres Teams ist es, einen eigenen Chemiepark aufzubauen, in dem wir alles selbst herstellen können, um dann ein unabhängiger Weltmarktlieferant zu sein. Auf diese Vision arbeiten wir hin.“
Die Innovation wird im untenstehenden Video vorgestellt.
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