Verschlüsselung mit Lichtteilchen revolutioniert Cybersicherheit

15. September 2022
Die Quantum Optics Jena GmbH ermöglicht ein neues Level an Sicherheit im Internet. Für seinen völlig neuen Ansatz, der Daten mit Hilfe von Lichtteilchen abhörsicher verschlüsselt, wurde das Unternehmen mit dem Gesamtsieg und dem Clusterpreis Informationstechnologie des 18. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland prämiert. Dieser Beitrag bildet den Abschluss unserer Serie „IQ-Preisträger 2022 im Portrait“.

Der Transfer von Daten und Informationen im Internet ist immer mehr Hackerangriffen ausgesetzt, die ganze Verwaltungen und kritische Infrastrukturen lahmlegen können. Dagegen hilft Verschlüsselung. Bisher wurden Informationen per Algorithmus kodiert und damit für Dritte unlesbar gemacht. Allerdings sind theoretisch alle Algorithmen mit entsprechender Rechenleistung zu knacken. In der Quantum Optics Jena GmbH haben sich Expertinnen und Experten des Fraunhofer Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik in einem Spin-Off zusammengetan, um eine völlig neue Art von Schutz zur Marktreife zu entwickeln.

„Wir nutzen zur Verschlüsselung von Daten Quantentechnologien, welche bisher nur Zukunftsmusik in Forschungslaboren waren. Die Technik steckt in einer kleinen Box, die in das IT-Netzwerk integriert wird. Diese erzeugt zwei quantenmechanisch verschränkte Lichtteilchen. Jeder Empfänger bekommt eines davon. Nur wenn diese gleichzeitig und übereinstimmend gemessen werden, lässt sich daraus kryptografisches Schlüsselmaterial erzeugen und für die Ver- und Entschlüsselung von Informationen nutzen“, erklärt Dr. Kevin Füchsel, einer der beiden Geschäftsführer der Quantum Optics Jena GmbH. „Das Besondere an unserer Innovation ist zum einen, dass die Verschlüsselung nicht mathematisch funktioniert, sondern nach den Gesetzen der Physik rein zufällig. Zum anderen wird das Auslesen von Dritten durch die Übertragung von Quantenzuständen unmöglich“, so Dr. Kevin Füchsel weiter.

Aktuell konzentriert sich das Unternehmen darauf, die Innovation zu testen und weiterzuentwickeln. Dabei wurde mit dem erfolgreichen Probelauf einer Testverbindung zwischen dem Fraunhofer IOF in Jena und dem Fraunhofer MEOS in Erfurt kürzlich ein wichtiger Meilenstein erreicht. Im kommenden Jahr will das Gründungsteam in der Lage sein, seine Systeme in Serie fertigen zu können. „Wir arbeiten derzeit daran, die entsprechende Technologie zu optimieren, die Software schneller zu machen und unser Marketing aufzubauen. Von der Software bis zur Hardware wollen wir die wichtigsten Komponenten in Jena herstellen und von hier aus vertreiben“, erklärt Dr. Kevin Füchsel.

Das Gründungsteam nach der Preisverleihung.

© Tom Schulze

Nach dem bereits laufenden Einsatz in der Forschung soll die Technologie perspektivisch bei Regierungen sowie in den Bereichen Energieversorgung, Finanztransfer und bei sensiblen Gesundheitsdaten zum Einsatz kommen. Dazu will sich das 16-köpfige Team personell verstärken und baut gleichzeitig die im Juli dieses Jahres gegründete Niederlassung in North Carolina auf.

Der Gesamtsieg beim diesjährigen IQ Innovationspreis Mitteldeutschland war ein wichtiger Türöffner für die Quantum Optics Jena GmbH. „Im Nachgang an die Preisverleihung haben wir zahlreiche Anfragen für Keynotes bei großen Veranstaltungen und Kongressen erhalten. So werden wir unter anderem unsere Quantentechnologie-Innovation bei der „Automation meets IT 2022“ der Siemens AG vor mehr als 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Wirtschaft in der DACH-Region vorstellen“, so Dr. Kevin Füchsel.

Stempel Mitteldeutschland 2021_farbe

Die Innovation wird im Video vorgestellt:

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Dieser Beitrag bildet den Abschluss unserer Serie „IQ-Preisträger 2022 im Portrait“. Die Auftaktveranstaltung für den 19. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland findet am 5. Dezember 2022 im Weißen Saal der Kongresshalle Leipzig statt. Hierzu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Weitere Informationen folgen über den Newsletter sowie die Social Media-Kanäle der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.

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