
„Tiefbauer für einen Tag zu sein, als Chemikant Beprobungen kennen zu lernen oder über einen 3D-Drucker etwas zu kreieren, ist mal was ganz anderes und ganz Neues. Es ist auch großartig, dass die Jugendlichen gemeinsam mit den Auszubildenden der regionalen Firmen das Projekt aufgebaut haben. An den Lerninseln können die Schüler richtig viel Praxis erleben und wirklich in den Berufen arbeiten.”
Foto: Christiane Brandenburg, Regionalleiterin GfM Burgenlandkreis| © GfM Zeitz
Auf einer Fläche von 170 Quadratmetern entstanden sogenannte Berufsinsel im Berufe-Campus aufzubauen, die durch Schüler und Schülerinnen mit Auszubildenden der Firmen unter Anleitung aufgebaut wurden. Die Jugendlichen können mit der bereitgestellten Ausstattung und Fachwissen der Firmen, aktiv in die Praxis verschiedener Berufsfelder eintauchen. „Die Unternehmen waren von dem Konzept von Anfang an überzeugt und haben daher auch alle mitgemacht“, sagt Christiane Brandenburg.
Jede Berufe-Insel soll jeweils von einer Schülergruppe von acht Schülern besucht werden. Sie erhalten eine konkrete Aufgabe und haben einen Schultag Zeit, diese an der jeweiligen Berufe-Insel zu bearbeiten. Mithilfe des Projekts „Berufe Campus“ sollen genügend Fachkräfte ausgebildet werden, wenn sich durch den Strukturwandel in der Region einiges verändert. Vor allem sollen junge Leute für Berufe begeistert werden, die in Zukunft hier besonders gefragt sind. Außerdem will man mehr Jugendliche für eine Ausbildung gewinnen, die Zahl der Azubis steigern und verhindern, dass sie ihre Ausbildung abbrechen, weil sie sich vorher für den falschen Beruf entschieden haben.


Weniger Ausbildungsabbrüche und mehr Fachkräftegewinnung
Möglich wurde das Projekt durch die Förderung in einer Höhe von 163.910 Euro durch das Bundesmodellvorhaben UNTERNEHMEN REVIER. Christiane Brandenburg: „Wir konnten die Halle für den Berufe-Campus damit überhaupt erst errichten, das wäre sonst nicht möglich gewesen. Es lieferte uns einen großen Mehrwert.“
Grundlage für die Förderung war, dass das Projekt stark auf die Region ausgerichtet ist – sowohl durch die Beteiligung regionaler Firmen als auch durch das Ziel, Fachkräfte in der Region zu halten. Die Unternehmen haben verstanden, dass sie in ihre eigene Umgebung investieren müssten, erklärt Christiane Brandenburg. Man will die Schüler durch die praxisnahe Berufsorientierung frühzeitig mit Unternehmen in Kontakt kommen lassen, die ihnen gezielte Praktika ermöglichen und gleichzeitig ihre Fähigkeiten testen. So können Unternehmen besser einschätzen, wer für eine Ausbildung geeignet ist, und Ausbildungsabbrüche verringern. Christiane Brandenburg sagt, dass ein Netzwerk zur Berufsorientierung entstanden ist, das den Austausch zwischen Firmen und Projekt-Verantwortlichen fördert – besonders im Umgang mit den Bedürfnissen der jungen Generationen wie Generation Z. Für Christiane Brandenburg entsteht dadurch eine Wertschöpfungskette, die bis hin zur eigentlichen Ausbildung von jungen Menschen einen großen Nutzen für die Region darstellt.
Erfolgsmodell: Angebot des Berufe-Campus ausbauen
Dieser soll auch zukünftig gestärkt und erweitert werden. Der Berufe-Campus plant mehr Firmen anzuwerben und damit das Angebot zu erweitern. Besonders im Bereich der Logistik und Mediengestaltung werden noch Firmen gesucht. Zwei weitere Anfragen gibt es bereits aus der Metallbranche sowie Maler- und Trockenbau. Mit einem gestärkten Angebot sollen Ausbilder in regelmäßigen Abständen Orientierung geben. Daher arbeitet man aktiv, untere anderem mit der Stadt Naumburg, daran das Projekt im Burgenlandkreis weiter bekannt zu machen. Auch das Technische Ausbildungszentrum in Weißenfels hat Teilnehmer zum Berufe-Campus geschickt, um das Konzept der praxisnahen und nachhaltigen Berufsorientierung weiterzugeben.
Aber auch wirtschaftsstarke Keyplayer der Region wie Südzucker unterstützen das Projekt, indem sie es in ihrem Stammsitzen kommunizieren. Zeitzer Guss hat das Konzept ebenfalls in der Unternehmensgruppe weitergereicht, wodurch zwei Delegationen aus Usbekistan auf die moderne Berufsorientierung aufmerksam wurden. „Das ist ja noch mal eine neue Form von Fachkräftegewinnung, Azubis aus Drittstadtländern zu holen“, sagt Christiane Brandenburg. Sie ist sehr dankbar, dass die GfM die Chance hatte, mit der Förderung von UNTERNEHMEN REVIER das Projekt „Berufe-Campus“ ins Leben zu rufen. „Wir haben den Beweis angetreten, dass man frühzeitig anfangen sollte, mit Firmen zu arbeiten und innovative Projekte der Region zu entwickeln. Dann werden darauf auch Unternehmen, Kammern und Betroffene aufmerksam. Frühzeitig mit unseren Fachkräften von morgen arbeiten, muss unser gemeinsames Ziel sein.“ Das haben die Firmen auch verstanden, erklärt Christiane Brandenburg. Der Berufe-Campus wird weiterwachsen.
Zum Hintergrund:
Mit dem Bundesmodellvorhaben UNTERNEHMEN REVIER leistet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemeinsam mit regionalen Partnern seit 2017 einen aktiven Beitrag für den Strukturwandel in den vier deutschen Braunkohleregionen. Mit den direkt für Unternehmen zur Verfügung stehenden Fördermitteln sollen innovative und umsetzungsorientierte Projekte zur Gestaltung des Strukturwandels gefördert werden. Ziel ist es, die Regionen bereits jetzt attraktiv für alternative Wertschöpfungsketten zu machen und die Wirtschaftskraft zu stärken.
Neben der GfM sind die Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Süd, die Stadt Zeitz sowie sehr bekannte Unternehmen und Initiativen aus dem Burgenlandkreis als Kooperationspartner in das Projekt involviert. Begleitet wird das Projekt durch die IHK Halle-Dessau. Bei der Umsetzung des Förderprogramms UNTERNEHMEN REVIER hat der Burgenlandkreis als Abwicklungspartner in enger Zusammenarbeit mit der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH als Regionalpartner eine Schlüsselrolle für das Mitteldeutsche Revier inne.
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