„Der Tourismus ist bereits heute ein wichtiger Umsatz- und Wertschöpfungsfaktor im Mitteldeutschen Revier. Gleichzeitig können eine attraktive touristische Infrastruktur und moderne Mobilitätsangebote entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität in der Region beitragen“, erklärt Annett Kautz, Handlungsfeldmanagerin Kultur und Tourismus bei der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. „Mit den beiden jetzt vorgelegten Studien wollen wir neue Impulse für die regionsübergreifende Zusammenarbeit und innovative Projekte im Tourismus setzen, um die wirtschaftliche Bedeutung der Branche weiter zu stärken “, so Annett Kautz weiter.
Verbindende Tourismus-Leuchttürme durch verstärkte Netzwerkarbeit und gemeinsame Angebote
Laut der Studie „Tourismusstrategie Mitteldeutschland“ generierte die Branche im vor-Corona-Jahr 2019 einen Bruttoumsatz von knapp 3,4 Milliarden Euro. Dabei zeige sich das Mitteldeutsche Revier als sehr heterogene Tourismusmusregion, die dynamisches Wachstum in den urbanen Zentren und ihrem seengeprägten Umland sowie teils wenig entwickelte Angebote und Nachfrage in ländlich geprägten Teilregionen vereine. Zudem sei der Vernetzungsgrad der Angebote innerhalb der Region bislang häufig gering. Um die wirtschaftlichen Effekte des Tourismus zu stärken, müsste die Wertschöpfung aus dem Tagestourismus durch attraktive Angebote entlang der gesamten Servicekette erhöht und der Übernachtungstourismus gefördert werden. Für letzteres bedürfe es der Schaffung von überregionalen Reiseanlässen sowie einer Verlängerung der Aufenthaltsdauer durch die stärkere Angebotsvernetzung. Dies soll laut der Studie nicht durch die Entwicklung einer neuen Dachmarke geschehen. Ziel ist es, das Tourismusmarketing der etablierten Destinationen sinnvoll zu ergänzen, sich auf verbindende Themen zu konzentrieren und Aufgaben in den Blick zu nehmen, für die derzeit keine oder nur wenig Kapazitäten vorhanden sind. Empfohlen wird die Intensivierung der touristischen Netzwerkarbeit in vier zentralen Handlungsfeldern:
- Digitalisierung mit besonderem Fokus auf die Befähigung der Tourismus-Akteure und die gemeinsame Implementierung von Zukunftstechnologien
- Weiterentwicklung bestehender Angebote in den Bereichen Landschaftswandel, Radtourismus, Wassererlebnis und Industriekultur zu verbindenden Leuchtturmprojekten
- Stärkung des Tourismusbewusstseins als Standortfaktor von besonderer Bedeutung für die Strukturwandelregion Mitteldeutschland
- Aufbau eines ganzheitlichen und praxisorientierten Nachhaltigkeits-Katalogs für die touristischen Angebote in der Region
Als ein mögliches Starterprojekt nennt die Studie die themenorientierte Weiterentwicklung und räumliche Erweiterung der vorhandenen Rad- und Erlebnisroute „Kohle | Dampf | Licht | Seen“. Diese sollte um neue Produktbestandteile wie interaktive Erlebnisstandorte, Festivals und Events ergänzt und so besser erlebbar werden.
Zweite Studie empfiehlt Profilierung als klimafreundliche Radregion
Von zentraler Bedeutung sowohl für den Tourismus als auch für die Lebens- und Standortqualität im Mitteldeutschen Revier ist die Weiterentwicklung touristischer Mobilitätsangebote in der Region. Zu diesem Schluss kommt eine zweite, ebenfalls jetzt veröffentlichte Strukturwandelstudie im Auftrag der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. Durch den Ausbau der Infrastruktur für den Radtourismus sowie weiterer nachhaltiger Mobilitätsoptionen könnte die zunehmende touristische Nachfrage nach alternativen Mobilitätslösungen zum Auto bedient und gleichzeitig die Verkehrswende in Mitteldeutschland gefördert werden.
Um die großen Potenziale im Zuge der Renaissance des Binnentourismus heben zu können, ist ein klimagerechter Ausbau der Erreichbarkeit von Ausflugs- und Urlaubszielen zentral und wettbewerbsrelevant, so die Studie „Touristische Mobilität in Mitteldeutschland“. Dazu soll die Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus den Bereichen Tourismus und Verkehr intensiviert werden. Die Untersuchung schlägt dazu – neben einer Reihe weitere Handlungsempfehlungen – sieben Schlüsselmaßnahmen vor, von denen besondere Impulse für die touristische Wettbewerbsfähigkeit erwartet werden:
- Systematische Weiterentwicklung als übergreifende Radregion
- Etablierung eines Mobilitätsnetzwerks Mitteldeutschland
- Schaffung einer Mobilitätsdaten-Cloud für Kooperation, Gästelenkung und Monitoring
- Besuchermonitoring und Wegemanagement
- Ausbau vernetzter Mobilitätsangebote, insbesondere für die letzte Meile
- Qualitätsausbau und -sicherung der Radwegeinfrastruktur durch einheitliche Standards
- Ausbau von Leitprodukten mit nachhaltigen Mobilitätsbausteinen
Über das Strukturwandel-Projekt „Innovationsregion Mitteldeutschland“
Im Projekt „Innovationsregion Mitteldeutschland“ entwickelt die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland mit den Landkreisen Altenburger Land, Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Leipzig, Mansfeld-Südharz, Nordsachsen und Saalekreis sowie den Städten Halle (Saale) und Leipzig neue Strategien und Projekte für den Strukturwandel in der Region. Das Vorhaben wird im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) durch den Bund, den Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt und den Freistaat Thüringen gefördert.
Weitere Informationen
Kurzfassung der Studie „Tourismusstrategie Mitteldeutschland“ (PDF)
Langfassung der Studie „Tourismusstrategie Mitteldeutschland“ (PDF)
Kurzfassung der Studie „Touristische Mobilität in Mitteldeutschland“ (PDF)
Langfassung der Studie „Touristische Mobilität in Mitteldeutschland“ (PDF)